CONCAVE im Spiegelsaal von Bad Liebenzell
Die erste Kostprobe ihres Könnens zeigten die Akkordeon- und Perkussionspieler von CONCAVE am 15.12.2002 in der Kurstadt Bad Liebenzell. Elegant moderiert von Benedikt Arndt erklang im Spiegelsaal die Premiere, welche durch die Größe der Kompositionen und brillanter Musikalität auch in renommierte Konzerthäuser ihren Platz gefunden hätte.
CONCAVE wurde im Jahr 2002 auf Initiative von solistisch engagierten Spielern als Projekt der Musikschule Filderstadt gegründet und ist ein Angebot an qualifizierte und motivierte Musiker der Region, anspruchsvolle konzertante Musik zu erarbeiten. Rolf Weinmann leitet das Orchester mit großem Elan und bearbeitete zahlreiche Stücke für große Akkordeonorchesterbesetzung.
Die Ouvertüre "Die diebische Elster" erweckte im Spiegelsaal das 19. Jahrhundert zum Leben. Gioacchino Rossini war der erste Komponist, der Italien in der Opernwelt ganz nach vorne brachte. Er war erst 25 Jahre alt, als "Die diebische Elster" in der Mailänder Scala im Jahr 1817 uraufgeführt wurde. Der junge Rossini hatte zuvor bereits Opern für diese Bühne geschrieben, von welchen aber nur eine, die erste, wirklichen Erfolg gehabt hatte. Rossini war fest entschlossen, mit der "Diebischen Elster" das kritische Publikum der Scala zu beeindrucken.
CONCAVE spielte die Ouvertüre zu Rossinis aufgeweckter Oper, in der das liebenswerte Dienstmädchen Ninetta unter Verdacht steht, ihrer Herrschaft ein kostbares Silberbesteck gestohlen zu haben. Der Bürgermeister des Dorfes versucht, die Situation auszunutzen und verspricht dem Mädchen, sie vor der Todesstrafe zu bewahren, wenn sie sich ihm hingäbe. Ninetta weigert sich, kommt vor ein Tribunal und wird zum Tode verurteilt. Kurz nach ihrer Hinrichtung entdeckt man jedoch den wahren Dieb: die Elster, die sich ihre Dienstherrin als Haustier hält.
Umgarnt vom italienischen Flair versetzte CONCAVE Bad Liebenzell unvermittelt in den rauhen Norden. Gerhard Mohr schuf mit der "Nordischen Sonate" eines der ersten sinfonischen Werke für Akkordeon. Die Welt tiefer Fjorde und kalter Gletscher materialisiert sich in den gedehnten Melodien und skandinavischen Harmonien.
Vom eisigen Norden führte CONCAVE sein Publikum mit den Variationen über das deutsche Volkslied "Komm lieber Mai" zurück in den Frühling. Rudolf Würthner war Bundesdirigent des deutschen Harmonika Verbandes DHV. Als Kind hatte er im Alter von vier Jahren einen schweren Unfall, bei dem er den Zeigefinger und den halben Daumen seiner rechten Hand verlor. Da beim Akkordeon die Melodien mit der rechten Hand gespielt werden, drehte Würthner sein Akkordeon durch einen Umbau einfach auf den Kopf und konnte so mit der linken Hand die Melodien spielen.
Würthners Schaffen gehört mit zum umfangreichsten und wegweisendsten der Akkordeonliteratur, seine Variationen über "Komm lieber Mai" finden sich im Repertoire von Landes- und Bundeswettbewerben.
Prokofieff, einer der größten russischen Komponisten, wurde 1891 geboren, erhielt als kleines Kind von seiner Mutter Klavierunterricht und schrieb bereits mit 11 Jahren seine ersten Opern und Sonaten. Es folgten im Laufe seines Lebens Ballette, Sinfonien, Konzerte, Kammermusiken, Klavierkompositionen und sogar Filmmusik.
Ab 1924 herrschte Stalin in der UdSSR und verfolgte moderne Musik, wie sie auch Prokofieff komponierte. Er floh ins Exil und emigrierte zunächst nach Japan. Später wirkte er als Pianist und Dirigent in den USA und Europa, vor allem in Paris. CONCAVE zeigte mit der "Classical Symphony" die harmonische Seite von Prokofieffs großen Orchesterwerken.
In nur sechs Monaten hat CONCAVE unter seinem Dirigenten Rolf Weinmann ein anspruchsvolles Repertoire konzertanter Musik erarbeitet. Dabei kam auch moderne Literatur nicht zu kurz. Mit der Zugabe "Star Wars" gab das Orchester ein bombastisches Finale und ließ den ehrwürdigen Spiegelsaal mit tiefen Paukenklängen und weichen Harfenglissandi in fremde Galaxien schweben, denn auch der Film "Krieg der Sterne" beginnt in der Vergangenheit: "es war einmal in einer längst vergangenen Zeit...". Zeitlose Musik, so zeigte sich CONCAVE als Mittler zwischen Moderne und Klassik - ein gelungener, vielversprechender Auftakt!